Das TNM-Klassifikationssystem (Teil 2)
Um den Befund des eigenen Brustkrebses besser zu verstehen, gibt es weitere Kenngrößen wie Grading, Hormonrezeptorstatus, HER2/neu-Status, und einiges mehr, das im Folgenden leicht verständlich erklärt wird:
Grading (G1-G3)
Das Grading oder der Ausreifungsgrad der Tumorzellen gibt an, wie schnell in etwa der Brustkrebstumor wachsen wird. Es gilt die Regel, dass je weiter Tumorzellen ausgereift sind, desto weniger schnell vermehren sie sich. Der Tumor wächst folglich bei G1 (Tumorzellen sind gut ausgereift) am langsamsten und bei G3 (Tumorzellen sind kaum ausgereift) am schnellsten.
Hormonrezeptorstatus (ER/PR)
Der Hormonrezeptorstatus gibt an, ob Tumorzellen auf der Oberfläche Andockstellen, sogenannte Hormonrezeptoren besitzen, an denen die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen (ER) und Progesteron (PR) andocken können. Ist das der Fall, können Tumorzellen, die auf der Oberfläche diese Rezeptoren (Eiweißmoleküle) besitzen, durch beide Hormone zur Zellteilung angeregt werden. Bei drei von vier Frauen ist das so. Mit einer entnommenen Gewebeprobe wird dies herausgefunden. Dabei brauchen nur 10 Prozent der untersuchten Zellen Hormonrezeptoren aufweisen, dann gilt der Brustkrebs als hormonrezeptorpositiv, das heißt, er vermehrt sich und wächst durch die Anregung von Östrogen und Progesteron. Im Befund findet man die Abkürzung ER+ für östrogenrezeptorpositiv oder PR+ für progesteronrezeptorpositiv.
Ist der Hormonstatus negativ, steht hinter den beiden Abkürzungen ein Minus. Bei einem positiven Befund (Plus hinter den Kürzeln) profitieren die Patientinnen von einer Anti-Hormontherapie als Medikament eingenommen.
HER2/neu-Status
Dieser Wert gibt an, wie viele dieser Eiweißmoleküle (=Rezeptoren auf der Oberfläche der Brustkrebszellen sitzen. Auf der Oberfläche normaler Zellen kommen diese HER2-Rezeptoren auch vor, sodass ein Ergebnis mit 0 oder 1+ ein negatives Ergebnis ist. Manchmal sind auf den Brustkrebszellen aber ganz viele Rezeptoren zu finden, dann stellt dies ein übermäßiges Zell- und Tumorwachstum dar. 2+ und 3+ stehen dann für eine sogenannte Überexpression. Das Ergebnis ist positiv, weil der Tumor dadurch schneller wächst.
Zwei unterschiedliche Untersuchungsverfahren mit einer sogenannten DAKO-Score-Beurteilung von 0 bis 3 legen fest, ob Patientinnen mit einer sogenannten Antikörpertherapie behandelt werden können, die ihnen bei einem Befund HER2/neu 2+ und 3+ zugute kommt.
Einbruch von Tumorzellen in die Lymphgefäße (L)
Falls der Wächterlymphknoten Krebszellen enthält, muss auch untesucht werden, ob das Lymphgefäßsystem über die Lymphbahnen die Tumorzellen weiter transportiert hat. Dann wären auch andere Lymphknoten von Tumoren befallen. Der Lymphknoten filtert nämlich die Lymphflüssigkeit und gibt Stoffe an den Blutkreislauf ab.
Der Befund wird mit L0, L1 und LX angegeben und sagt aus, dass keine Tumorzellen in den Lymphgefäßen der Tumorregion vorhanden sind (L0) oder mit L1, dass Tumorzellen in tumornahen Lymphgefäßen gefunden wurden. Bei einem Befund LX kann der Lymphgefäßeinbruch nicht beurteilt werden.
Einbruch von Tumorzellen in Blutgefäße (V)
Dieser Befund wird mit V angegeben und sagt aus, dass auch in das Blutgefäßsystem Krebszellen eingedrungen sind. Der Buchstabe V steht dabei für Venen, die als Blutgefäße das Blut in Richtung Herz transportieren. Je nach Stärke des Befalls der Tumorumgebung steht ein V mit Zahlen von 0 bis 2 im Befund. Bei 0 sind keine Tumorzellen in den Venen der Umgebung des Brustkrebses zu finden, das X hinter dem V steht für „keine Aussage möglich“.
Resektionsrand oder auch Schnittrand (R)
Der Tumor muss immer großzügig entfernt werden, das heißt, dass der herausoperierte Tumor nicht am Rand liegen darf, damit keine Tumorzellen in der Brust zurückbleiben und sich weiter vermehren können. Deshalb muss der Resektionsrand nach dem Herausschneiden des bösartigen Tumors immer genauestens unter dem Mikroskop betrachtet werden. Tumorgewebe kann nämlich mit normalem Gewebe verwachsen sein, das nicht mit bloßem Auge erkennbar ist. Die Angaben zum Resektionsrand werden mit R0, R1, R2 und RX angegeben und geben die Situation im Resektionsrand wieder. R0 steht für einen tumorfreien Rand. Alle Krebszellen wurden entfernt. Bei dem Befund R1 konnten im Mikroskop Tumorzellen im Schnittrand gesichtet werden; bei R2 sogar mit bloßem Auge und RX steht für „keine Beurteilung möglich“.
Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de
Diagnose Brustkrebs: Das sind die wichtigsten Kenngrößen (Teil 1)